Erlebnisbericht einer Reitschülerin
„Don’t find excuses, it is always the rider“ (Manuel Jorge de Oliveira)
Diese Worte findet man auf der Tribüne der Reithalle, wo grosse Kronleuchter und helles Holz einen dazu einladen Platz zu nehmen.
Ausserhalb der Reithalle erwarten einen wunderschöne Stallungen mit grossen und hellen Auslaufboxen, einem Boden voller Pflastersteine und einer grossen deutschen Eiche im Herzen der Anlage.
Aus den Boxen blicken einen neugierige und gwundrige Pferdeköpfe an. So gar nicht abgelöscht und in der Ecke stehend, wie man sich dies sonst aus vielen Ställen mit Schulpferden gewöhnt ist. Diese Pferdeköpfe gehören meistens zu einem Lusitano oder PRE aus feinster Zucht. Da und dort gibt es jedoch auch Cruzado’s, Warmblüter oder sonstige Rassen der Berittpferde. Dieses bunte Gemisch widerspiegelt die Idee des Vertikalen Reitens sehr gut: nicht die Rasse des Pferdes, sondern der Reitstil des Reiters/der Reiterin spielt in der Kunst der alten klassischen Dressur und in einer gesunden Pferdehaltung die entscheidende Rolle.
Immer wieder trifft man auf dem Hof auf das Team der Marty Stables, welche einen freundlich begrüssen und allfällige Fragen beantworten.
Bei meiner ersten Reitstunde mit Elvira Fehlmann wurde ich von einem neugierigen Lusitano-Hengst namens Haiti begrüsst und betrat mit ihm die Reithalle. Elvira erklärte mir, wie man aus Respekt vor anderen Reitern/Reiterinnen zuerst mit „Da Licenca“ oder „Permesso“ um Erlaubnis bittet, die Reithalle betreten zu dürfen. So kann sowohl Unfällen mit sehr jungen oder schreckhaften Pferden, wie auch Zusammenstössen vorgebeugt werden.
Los geht die Reitstunde mit Flexionen und Mobilisation. Auch wenn mir die Wichtigkeit von Bodenarbeit schon früher bewusstgemacht wurde, wurden mir von Elvira wieder neue Techniken gezeigt und ich konnte beobachten, wie sich Haiti durch Abkauen zu lösen begann und den Hals entspannte.
Seit dieser ersten Reitstunde sind nun bereits einige Zeit und etliche Reitstunden vergangen. Auch wenn ich privat weder ein eigenes Pferd besitze noch eine Reitbeteiligung habe, merke ich, wie ich körperlich wie auch mental Fortschritte mache und immer wieder mit neuen Figuren oder Gangübungen herausgefordert werde. Das Ziel der Reitstunden bei den Marty Stables ist es nicht, sich mit alten Mustern und immer dem gleichen Pferd im Kreis zu drehen, ohne dass man wirklich reiterliche Fortschritte erzielt. Wenn man hier Vertikal reiten möchte gilt es, sein eigenes Ego und Wissen beiseite zu legen und sich vollkommen auf die erstklassig ausgebildeten Schulpferde und das Wissen der ReitlehrerInnen einzulassen. Ausgebundene Pferde, grobes Zügelziehen oder Kicken ist hier nicht nur verboten, es funktioniert auch einfach nicht. Denn diese Pferde reagieren nur auf die korrekten und feinen Hilfen, welche in Ruhe, mit Selbstbewusstsein und hauptsächlich aus dem Körper und Gesäss kommen. Natürlich ist aber auch jedes Pferd wieder ein wenig
unterschiedlich zu reiten und hat eigene Körperschiefen oder Launen. So ist ein gefitzter Haiti ganz anders zu reiten als ein wendiger Lindo, und man muss sich bei jeder Reitstunde wieder aufs Neue auf sein Tier einlassen.
Selbstverständlich klappt es nicht bei jeder Reitstunde gleich gut. Doch Elvira arbeitet so konzentriert mit und lässt sich auf das Können des Pferdes und des Reiters/der Reiterin ein, dass man immer noch die Kurve oder besser gesagt „die Ecken“ kriegt. Hier ist jede Frage berechtigt und man kann sich darauf verlassen, dass sie die Übungen in jeder Stunde auf das Können und die Tagesverfassung des Reiters/der Reiterin abstimmt.
Fast wöchentlich finden auf dem Hof der Marty Stables Kurse statt, welche blutigen AnfängerInnen, sowie auch fortgeschrittenen ReiterInnen die Möglichkeit bieten ihre eigenen Körperschiefen und eingeschlichenen Fehlern wieder von neuem zu entdecken und zu korrigieren. So ist es nicht verwunderlich, dass ich mich für die Mini Escola de Equitação 2021 anmeldete, um mich noch intensiver Vertikal auszubilden. Die Gruppe setzt sich aus zehn ReiterInnen zusammen, welche ganz unterschiedliche Reitniveaus mitbringen, jedoch alle das gleiche Ziel haben; einen besseren Weg für sich und ihr Pferd zu finden. Drei Jahre lang trifft man sich 5 x 3 Tage am Morgen, um in einer gemeinsamen Schrittrunde das bereits Erlernte zu reiten. Danach wird im Stüberl der Marty Stables der Tag mit einem Rückblick und mit gegenseitigen Tipps und Komplimenten eingeleitet. Eine solch gegenseitige Unterstützung und der Teamzusammenhalt wie bei meiner Mini Escola Gruppe «Las Plumas» habe ich in all den Reitställen, in denen ich bereits früher Erfahrung sammelte, noch nie in diesem Ausmass erlebt. Es geht nicht darum, wer «am besten» reitet oder sich «am meisten» auskennt. Auch die Kursleiterinnen Elvira Fehlmann und Majken Speiser leisten jeden Tag aufs Neue vollen Einsatz. Sie weisen uns deutlich aber fair auf Fehler hin und animieren uns immer wieder dazu, unsere Fragen in gegenseitiger Diskussion zuerst selbst versuchen zu beantworten. Der Lerneffekt ist enorm und man sieht die Fortschritte bei jedem/jeder einzelnen TeilnehmerIn.
Ich freue mich, meine Reitkünste in allen weiteren Kursen und Reitstunden stetig zu verbessern und Schulschritt, Travers, Renvers, Volten, Gangwechsel, usw. auch ohne Pferd im Kopf durchzugehen.
Eine Reitschülerin der Marty Stables AG