Erlebnisbericht – Projektwoche Teil 2

Okt 26, 2020 | Erlebnisbericht, Stories

Nachdem mir die erste Projektwoche – wie von Heinz Marty angekündigt – einen Schub verliehen hat, buchte ich anfangs Oktober eine weitere Woche. Bei der Arbeit an der Hand mit Lusitano Insolito und PRE-Hengst Sonajero, beide im Besitz von Elvira Fehlmann, bemerkte ich, dass ich etwas aus der Übung war. Wir übten einmal mehr flexionieren, mobilisieren, die Seitengänge sowie das Antraben und Angaloppieren an der Hand. Es ging relativ gut, besser wäre natürlich, wenn ich mehrmals pro Woche üben könnte.

Reiten durfte ich am ersten Tag den edlen Cruzado-Hengst El-Rei. Bei ihm komme ich ins Schwärmen, bei ihm schlägt mein Herz einen Tick schneller. Es sind aber alle Pferde toll, jedes einzelne ist eine Persönlichkeit, jedes Schulpferd macht einen guten Job. Sie sind top ausgebildet und die besten Lehrmeister, die man sich vorstellen kann.

In der Reitstunde liess mich Elvira wissen, dass sie nun höhere Anforderungen an mich stellen würde. Sie wollte mich präzis reiten sehen – ich solle die Geometrie der Reithalle beachten. Eine Volte ist eine Volte, eine Ecke eine Ecke. Ein grosses Augenmerk richtete sie auf die korrekte Ausführung von Travers und Wechsel ins Renvers und Konterschulterherein mit Wechsel zum Schulterherein– kein Ziehen am inneren Zügel wollte sie sehen, dafür Körperrotation, Schultern vor oder zurück, mein Gewicht auf der richtigen Seite. Sie liess mich nicht aus den Augen, sah (leider) alles. Ich war dann nach der ersten Reitstunde ein wenig frustriert, obschon ich am Ende der Stunde ein paar schöne Galoppwechsel hinbekommen habe und El-Rei einen zufriedenen Eindruck machte.

Abends zu Hause habe ich, wie oft nach der Reitstunde, die Bücher von Manuela Jorge de Oliveira aufgeschlagen. Es war wohl kein Zufall, dass ich im Buch „Wise Words“ auf Seite 105 landete. Das treffende Zitat zu meinem Thema: It’s not the rein! It is the body of the rider, which turns the horse. No inside rein! The inside rein is the poison of the rider.

Um das Problem – innerer Zügel – in den Griff zu bekommen, sollte am zweiten Tag Schulpferd Garret helfen. Der Wallach machte zu Beginn der Stunde kaum einen Schritt. Ich war etwas ratlos, musste meine Hilfen überdenken – mehr Bein (nicht Sporen), kaum Hand. Wir fanden dann Mitte der Stunde zueinander, ab da konnte ich mich auf ihn einstellen. Die für mein Gefühl zu überdrehte Rotation (von Elvira extra so angeordnet) bei den Seitengängen zeigte Wirkung resp. den Erfolg. Elvira war sehr hartnäckig, liess nicht los bis ich es hatte. Die Stunde mit Garret war für mich nicht einfach, aber effizient.

Das Highlight der zweiten Projektwoche war der letzte Tag. Wiederum durfte ich El-Rei in die Halle führen. Neben der Arbeit an der Hand, gelang uns auch die Reitlektion richtig gut. Zu Beginn noch etwas zappelig war der Hengst bald ganz bei mir und ich bei ihm. Zum Abschluss durfte ich das traversartige Galoppieren üben, auch über die Diagonale. Dies hinterliess bei mir ein schönes Glücksgefühl. Einer dieser seltenen „Moments of pure Beauty“ für mich – Zitat Manuel Jorge de Oliveira. Ich lobte El-Rei und war sicher, dass er einmal mehr spürte wie sehr ich ihn schätze und wie dankbar ich ihm bin. Dankbar bin ich auch Elvira. Sie spornt mich an, hilft mir immer wieder meine Grenzen zu überschreiten, Vertrauen zu haben, auszuprobieren. Ich habe in den vier Monaten, in welchen ich regelmässig Reitstunden bei ihr nehme, grosse Fortschritte gemacht. Ich bin sicherer geworden, kenne meine Stärken und Schwächen. Ich freue mich auf viele weitere Reitstunden in Balance. Merci auch dem Team und den Marty Stables für Möglichkeit auf so tollen Pferden zu lernen.

Nadine Wyss

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